Hund ertrinkt im Wasserstrudel
Der Jack Russel Terrier Milo von Familie D. aus Mömbris wurde dreieinhalb Jahre alt. Gestorben ist er am Sonntagnachmittag. Milo ertrank im Zulaufrohr zur historischen Ölmühle.
Familie D. ging mit ihrem Hund auf dem Fußweg, der von der historischen Ölmühle Richtung Schimborn führt, spazieren. Etwa 150 Meter von der Ölmühle entfernt macht die Kahl eine Kurve und zieht ein gutes Stück an der Ölmühle vorbei Richtung Alzenau.
In dieser Kurve scheint das Wasser nicht sehr tief zu sein und am Ufer sind Platten so verlegt, dass man wie auf Stufen hinunter gehen kann. Die im Wasser liegenden Steine bieten sich ebenfalls an, so dass es scheinbar einfach ist, bei heißem Wetter eine Abkühlung mit den Füßen zu suchen.
Wasser sollte man allerdings niemals unterschätzen und gerade diese Stelle hat es in sich. In unmittelbarer Ufernähe bildet sich ein Strudel, der in kurzen Intervallen zu sehen ist, dann wieder ist das Wasser ganz ruhig. Die Ursache für den Strudel ist der Zulauf zur historischen Ölmühle, deren Mühlrad mit Wasser betrieben wird.
Milo wurde an der Leine geführt und ging an dieser Stelle hinunter, um zu trinken. Dabei rutschte er aus und landete im Wasser. Sein Herrchen wollte ihn herausziehen, doch Milo geriet in den Strudel. »Der Sog war so stark, dass ich unseren Hund nicht mehr halten konnte«, erzählt er später. Familie D. weiß, dass von dieser Stelle aus ein unterirdisches Rohr das Wasser zur Ölmühle transportiert. Daher rannte Herr D. dorthin.
Milo tauchte an der Ölmühle wieder auf. Als sein Herrchen ihn aus dem Wasser zog, lebte Milo nicht mehr. Wiederbelebungsversuche hatten keinen Sinn, auch der 20 Minuten später erscheinende Tierarzt konnte nichts mehr tun.
Frau D. informierte inzwischen die Feuerwehr, die auch anrückte. »Leider mussten wir auf Nachfrage feststellen, dass die Einsatzkräfte diesen Alarm zur Tierrettung anscheinend nicht besonders ernst genommen haben. Denn nicht nur die erteilten Auskünfte waren dürftig. Auch das Engagement der Feuerwehrleute lässt zu wünschen übrig« - so die Meinung der Frau.
Keine Absicherung.
Ich habe immer wieder gesagt, dass die Stelle wenigstens provisorisch gesichert werden muss«, schilderte Frau D. den Vorfall. Doch am nächsten Tag war die Stelle noch immer frei zugänglich. Das Rohr, so zeigte Herr D. mit den Armen, muss solch einen Durchmesser haben, dass ein sechsjähriges Kind ebenfalls durchpassen würde. Und vor allem auf Kinder wirkt Wasser wie ein Magnet. Wäre es ein Kind gewesen, die Eltern hätten unter Umständen gar nicht schnell genug reagieren können, so dass man tatsächlich danken könne, dass »nur ein Hund« gestorben ist.
Der Vorfall wurde auch bei der Polizeiinspektion Alzenau gemeldet. Familie D. erwog nämlich, die Gemeinde Mömbris anzuzeigen, weil das Rohr normalerweise mit einem Gitter gesichert sei.
Neues Gitter in Auftrag.
Heinz Baum, gemeindlicher Geschäftsführer, erklärt, dass es sich bei der Kahl um ein Gewässer zweiter Ordnung handelt und dafür der Bezirk Unterfranken zuständig sei. Außer Frage steht sicherlich, dass die Ableitung für die Ölmühle genehmigt sei. Baum bestätigt, dass ein Gitter früher da gewesen sei.
Bürgermeister Reinhold Glaser zeigte sich nicht nur erstaunt darüber, dass dort Stufen sein sollen. Es sei ein Gitter mit engeren Stab-Abständen in Auftrag gegeben worden, weil zu viele Steine durch das alte Gitter konnten und die Ölmühle beschädigten. Warum nun aber gar kein Gitter mehr vorhanden sein soll, könne er sich nicht erklären. »Ein Kind passt sicherlich durch das Rohr, unter Umständen sogar ein Erwachsener«, räumt Glaser ein.
Marion Stahl
Main-Echo vom 18.07.2007