Bodensanierung zwingt zu Abriss der Firmenhallen
Bei Bohrungen im Jahr 2002 hatte man festgestellt, dass sich an vier Stellen Galvanikrückstände im Boden befinden, der daher ausgetauscht werden muss.
Sein Unternehmen sei dafür nicht verantwortlich, erklärt Reinhard Koch, Geschäftsführer der mittlerweile insolventen Fronhofen Maschinenbau GmbH, die bisher dort firmierte. Das habe auch das Landratsamt bestätigt, nachdem es in seinem Unternehmen keine derartigen Produktionsprozesse gegeben habe. Koch vermutet, dass die wesentlichen Verunreinigungen aus der Zeit von vor mehr als 40 Jahren stammen, von einem Mieter dieses Grundstückes, der sich damals schon mit solchen Produktionsprozessen beschäftigte und 1959 über die Kahl hinüber auf neue Flächen umzog.
Für die Bodensanierung steht jetzt offenbar die Gemeinde gerade, die in ihrem Nachtragshaushalt für das Jahr 2006 dafür 200000 Euro bereitstellte.
Die Gemeinde habe sich auf Grundlage eines angefochtenen Bescheides des Landratsamts den Besitz des Grundstückes zur Entsorgung verschafft - ohne Zustimmung seiner Firma, die die Verpflichtung zur Entsorgung kontaminierten Erdreichs nach dem Vertrag übernommen habe und dies auch leisten könne, wenn die Gemeinde ihre vertraglich vereinbarten Leistungen voll erbringen würde, wirft Koch nun der Gemeinde vor.
Als sich der Markt Mömbris damals für das Grundstück als künftigen Standort für die Stützpunktfeuerwehr interessierte, kam das Koch gerade recht. Nachdem 1999 einer der wichtigsten Auftraggeber der Fronhofen Maschinenbau GmbH durch Insolvenz weggebrochen war, habe er die Gelegenheit gesehen, sein Unternehmen neu aufzustellen, in neuen, verkleinerten Betriebsanlagen, blickt Koch zurück.
Tauschgrundstück im »Klinger«
2002 schlossen die Marktgemeinde und das Unternehmen einen Vertrag, der die Verlagerung des Unternehmens in das Gewerbegebiet »Klinger« vorsah. Dort sollte die Gemeinde ein Tauschgrundstück zur Verfügung stellen. Die Differenz des Wertes beider Grundstücke war in Euro auszugleichen, wobei der Wert der Flächen in Fronhofen höher eingestuft worden war als der im Gewerbegebiet »Klinger«. Die Chance zur Runderneuerung seiner Firma habe er dabei gesehen, wobei es ihm nur um den Substanzerhalt des Unternehmens gegangen sei, um die Sicherung der Firma und der Arbeitsplätze, versichert Koch heute. Systematisch sei das Grundstück in Fronhofen dann entschuldet worden, um es der Gemeinde vertragsgemäß übertragen zu können. Die habe aber bis heute das Ersatzgrundstück nicht zur Verfügung gestellt. Dem Unternehmen hätten damit Sicherheiten für neue Kredite gefehlt.
So sei nach gut zwei Jahren für seine Firma das Aus gekommen, nachdem das von der Gemeinde gezahlte Geld aufgebraucht war. Die Firma sei bei der Insolvenzanmeldung nicht überschuldet gewesen, versichert Koch; ihr stehe nach dem Vertrag nach wie vor ein Nutzungsrecht des Grundstückes an der Staatsstraße zu, bis die Gemeinde das Klinger-Grundstück übertragen habe. Dann könnte das insolvente Unternehmen auch alle restlichen Forderungen begleichen, die heute noch bestehen, auch die der ehemaligen Mitarbeiter, die sonst nicht befriedigt werden könnten.
Gewerbe abgewandert?
Auch für die Entsorgung des kontaminierten Erdreiches sei seine Firma nach dem Vertrag zuständig - eine Klausel, die er damals akzeptiert habe, ohne Kenntnis einer Verschmutzung, erklärt Koch. Aber auch dies hätte die Fronhofen Maschinenbau GmbH leisten können, hätte die Gemeinde ihre vertraglichen Verpflichtungen rechtzeitig erfüllt. An einem Gewerbegebiet »Klinger« laboriert der Markt Mömbris bauleitplanlich schon seit vielen Jahren. Nachdem auf den Klinger-Flächen, die die Marktgemeinde über die Bayerngrund zum Teil erwarb, bis heute kein Baurecht begründet werden kann, sollen, so wird unter Bürgern diskutiert, schon einige Mömbriser Gewerbebetriebe in Gemeinden des unteren Kahlgrundes abgewandert sein. Verschiedene Bebauungsplanentwürfe wurden immer wieder geändert.
Erst in dieser Woche empfahl der Grundstücks- und Bauausschuss dem Marktgemeinderat, in seiner nächsten Sitzung den geänderten Bebauungsplan als Satzung zu beschließen. Dass die Flächen noch nicht umgelegt wurden, hat sicher auch mit Verzögerungen bei der Flurbereinigung zu tun. Demnächst wird der bereits bestellte Umlegungsausschuss in dem Bereich wohl tätig werden.
Eine Stellungnahme der Mömbriser Verwaltung zu den Vorwürfen Kochs war allerdings nicht zu erhalten. Im Vertrag sei Stillschweigen vereinbart worden, erklärte dazu Bürgermeister Reinhold Glaser auf Anfrage. Auch in diesem Punkt wolle er den Vertrag erfüllen, versicherte er. »Stimmt nicht!« sagt Koch. Es gebe im Vertrag zwischen seinem insolventen Unternehmen und der Gemeinde keine Geheimhaltungsklausel.
Jürgen Brehm
Main-Echo vom 11.11.2006